Wer sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Besigheimer Jahnstraße entlang und am Mineralpark-Freibad vorbei weiter in Richtung Hessigheim bewegt, passiert irgendwann das schmucke Vereinsheim der hiesigen Angler. Am Wochenende ist dort im Sommer oft viel Betrieb. Die Terrasse lädt zum Verweilen ein. Fernab vom Freibadrummel und vom Autoverkehr genießen die Angler in ihrem Domizil unweit des Neckars bei einem kühlen Getränk ihre Ruhe.

Doch wer angesichts dieser Idylle meint, dass den Besigheimer Angelsportverein (ASV) keinerlei Sorgen plagen, hat sich mächtig getäuscht. Seit Jahren setzt sich der Verein im Kampf mit den Behörden um den Erhalt des Gewässers hinter dem ASV-Heim ein. Der Neckartalsee, wie die Mitglieder ihren 1985 erworbenen Angelsee getauft haben, droht zu verlanden.

Die Angler haben nicht nur das pure Fischen im Sinn. "Uns geht es auch um die Erhaltung der Neckar-Landschaft", macht der neue Vereinsvorsitzende Markus Haab deutlich. "Außer der Förderung des Angelsports setzt sich der Verein zum Ziel, den Verschmutzungen unserer Seen und Flüsse entgegenzutreten, um die Gewässer für den Angelsport zu erhalten und damit der Gesunderhaltung von Mensch und Tier zu dienen", heißt es denn auch in der ASV-Satzung. Im Interesse eines konsequenten Naturschutzes fordert der ASV das Anlegen von Laichgebieten - nicht nur für Amphibien, sondern auch für Fische.

Bereits vor rund 20 Jahren wandte sich die damalige Vereinsleitung mit einem besonderen Anliegen an das Regierungspräsidium und das Landratsamt: Einen Teil ihres Sees wollen die Angler in ein Fisch-Biotop umwandeln, der andere Teil soll ihnen weiter als Angelsee zur Verfügung stehen. Bislang wurde daraus jedoch nichts.

Das ASV-Gewässer wird vom Neckar gespeist. Der Fluss führt dem See nicht nur das notwendige Wasser nebst den Fischen zu. "Mit dem Neckarwasser setzt sich auch immer mehr Schlamm am Seeuntergrund ab. Inzwischen misst der See an seiner tiefsten Stelle gerade mal noch rund einen Meter", beschreibt Markus Haab die Misere und folgert daraus: "Wenn wir nichts dagegen unternehmen, dann sitzen wir hier bald auf dem Trockenen. Das wäre wie ein Fußballverein ohne Spielfeld."

1991 wollte der Verein den See komplett ausbaggern lassen. Realisiert wurde dieses Vorhaben allerdings nicht. Seitdem laufen die Verhandlungen mit den Behörden um eine Lösung. Das Haupthindernis sind wie so oft die Kosten. Denn neben dem finanziellen Aufwand für das Ausbaggern des Sees müsste der Verein auch noch die Kosten für die Entsorgung des schwach belasteten Bodenmaterials tragen. "Dies können wir uns nicht leisten", klagt Haab. Demnächst will sich der ASV-Vorsitzende erneut mit dem Landratsamt in Verbindung setzen. "Ein Interesse am Fortbestand unseres Sees sollte aber auch die Stadt haben", meint Haab.

Abseits vom Behördenkampf geht das Vereinsleben seinen normalen Gang. Rund 200 Mitglieder hat der ASV Besigheim derzeit - rund 15 davon sind unter 18 Jahre alt. Für Letztere ist Jugendleiter Timo Veser zuständig. Noch sind genügend Fische im ASV-See. "Das Gewässer wird gut angenommen. Es leben darin Hechte, Barsche, Karpfen, Zander und manchmal auch Aale", berichtet Vereinsvorsitzender Haab.

Geangelt wird aber nicht nur im vereinseigenen See, sondern auch in der Enz und im Neckar. Mit sechs anderen Anglervereinen aus der Umgebung bildet der ASV die "Sechser-Interessengemeinschaft", mit sieben Neckar-Anrainer-Vereinen die "Hegegemeinschaft-Neckar 7". Gemeinsam haben die Anglervereine ein Auge darauf, dass Enz und Neckar genügend Fische führen. Gelegentlich werden dort auch Fische ausgesetzt, damit das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt.